Comic Con Dortmund, 9. + 10. Dezember 2017
Ein Katastrophenbericht
Auf der Comic Con in Dortmund ist dieses Jahr so viel schief gelaufen, dass man gar nicht weiß, wo man beginnen soll.
Dort angekommen wurde schnell klar, dass der Aufbau nicht so lief wie geplant. Im vorrübergehen schnappte ich auf, dass einige Tische nicht an der Stelle aufgebaut wurden, für die sie gedacht gewesen waren, wieder abgebaut und anderswo hingeschafft werden mussten.
Auch in der Künstlerallee wurde das sehr deutlich, denn ein Großteil der Tische fehlte. Man konnte sie zwar bei den vorbeihetzenden Helfern „bestellen“, aber es dauerte fast 2 Stunden, bis ich meinen Tisch dann schließlich bekommen habe. Später dauerte es dann sogar noch länger, sodass weitere Künstler sich einfach bei den Tischen bedienten, die bereits aufgestellt, aber noch nicht in Besitz genommen worden waren. So entstanden wiederum Lücken in den Tischreihen, die wieder aufzufüllen die Helfer sich aber entweder nicht im Stande sahen, oder einfach nicht dafür zuständig fühlten.
Leider hielt dieser Zustand noch bis zum nächsten Morgen. Als wir gegen 8 wieder am Stand waren, um den Aufbau zu beenden (und unseren zweiten Stuhl zu organisieren), standen noch immer nicht alle Tische. Bedenkt man, dass alle Tische laut vertraglicher Absprache bis spätestens 9 Uhr zum Einlass der Priority-Tickets hätten aufgebaut sein müssen, war das einfach nur eine riesige Pleite von Seiten der Orga.
Es wurde immer später und später, 9 Uhr (und auch 10 Uhr) schon lange vorbei und noch immer waren nicht alle Tische da. Irgendwann sagte den Künstlern offenbar jemand, dass sie im Außenbereich beim Catering Biertische holen könnten. Jedoch waren diese Tische mit einer 3cm dicken Schnee- und Eisschnee bedeckt und mussten erst einmal trocken gelegt werden. Ein paar der Künstler verliehen dazu ihre Handtücher an die verzweifelten Kollegen. Meine Hochachtung für so viel Kollegialität.
Noch dazu waren die durch die fehlenden Tische entstandenen Lücken entsprechend der Tische 2m, die Biertische jedoch 2,2m lang. Einige Zeichner, die schon Freitags angereist waren hatten hohe Aufbauten mit Steckregalen und konnten ihre Tische nicht mehr verrücken, sodass die längeren Biertische an einigen Stellen gar nicht aufgestellt werden konnten.
Alles in Allem war es für die Zeichner ein unglaublicher Stress, der so leicht hätte vermieden werden können.
Auf unseren zweiten Stuhl warteten wir auch vergeblich. Schlussendlich habe ich ihn mir selbst von der Bestuhlung der Bühne geholt.
Wenige Tage nach der Con bot man den betroffnen Künstlern eine Rückzahlung für die gebuchten Tische an. Das ist zwar eine nette Geste, aber schlussendlich auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Die Con öffnete offiziell am Samstag um 10 Uhr, für Besucher mit Priority-Tickets um 9 Uhr. Bereits um 11 war am Photo-Booth in Halle 7 eine so gigantische Schlange, dass sie weit um die Ecke bis in den Verbindungsgang zwischen den Hallen 7 und 4 reichte und diesen Gang zu einem Drittel blockierte, was das Durchkommen extrem erschwerte. Dort befand sich außerdem eine von nur zwei Toiletten (4 oder 5 Kabinen). Die zweite Toilette befand sich im Gang zwischen Halle 4 und Halle 6 (ca. 18 Kabinen). Wir vermuten, dass es im ersten Stock bei den Workshopräumen noch Toiletten gab, aber auch hier hätten wir wieder den Tropfen auf den heißen Stein.
Meiner Meinung nach hat an dieser Stelle der Architekt Mist gebaut, da es gemessen an der Größe der Halle (und potentieller Besucherzahlen) insgesamt viel zu wenige Toiletten gibt.
Darüber hinaus gab es zu Halle 7 nur einen einzigen Zugang vom Parkplatz aus, und natürlich wollten bzw. mussten alle in Halle 7 befindlichen Händler, Aussteller und Künstler dieses Tor benutzen, was zu einem ziemlichen Stau führte.
Warum man als Veranstalter überhaupt eine solche Location auswählt ist mir schleierhaft.
Samstag Mittag wurde schnell klar, dass es weitere Probleme gab: Die Gänge zwischen den Ständen waren viel zu schmal – an einigen Stellen wohl kaum mehr als 3m – und so waren sie in kürzester Zeit vollkommen dicht.
Liest man Kommentare dazu auf Facebook findet man häufig den Vergleich zur Katastrophe auf der Loveparade vor 7 Jahren. Die Besucher fühlten sich gefangen und bedroht und tatsächlich hätten sie bei einer Panik wohl kaum eine Chance gehabt, aus der überfüllten Halle zu kommen.
Aus den Kommentaren erfuhren wir außerdem, dass die Security am frühen Samstag Nachmittag den Eingang zumindest vorrübergehend geschlossen hat. Selbst Besucher, die ihre Tickets im Vorverkauf bestellt hatten, mussten draußen in Kälte und Schneegestöber warten. Ob das nun daran lag, dass insgesamt an der Tageskasse zu viele Tickets verkauft wurden, oder die angestrebte Besucherzahl einfach nicht mit dem verfügbaren Platz (bedingt durch viel zu enge Gänge) vereinbar war, bleibt erst mal reine Spekulation.
Das war auch nicht die einzige Stelle, an der fleißig Schlange gestanden wurde. Ein paar Besucher schrieben, dass sie für ihre Autogramme den ganzen Tag anstehen mussten und bei dem Photo-Booth, der Samstag Nacht noch von Halle 7 in Halle 6 verlegt wurde, sah es ebenfalls nach ein paar Stunden Mindestaufenthalt aus.
Halle 6 war etwa zur Hälfte von Messewänden abgeteilt und ursprünglich gar nicht als „aktive“ Messehalle für die Con vorgesehen gewesen. Zumindest befand sich am Samstag dort nichts weiter, als ein paar Biertischgarnituren als Sitzgelegenheiten und ein kleiner Catering-Stand. Hauptsächlich diente die Halle 6 wohl als Übergang von der Garderobe in Halle 5 und dem Eingang vor Halle 4 zur Halle 7. Laut eines Zeitungsartikels über die Con, der am Montag Morgen erschien, wurde Halle 6 spontan Sonntags noch dazu gemietet und der Photo-Booth dorthin verlegt.
Dadurch entspannte sich die zuvor erwähnte Verstopfung zwischen Halle 4 und Halle 7 am Sonntag, was aber leider nur wenig positiven Einfluss auf die allgemeine Überfüllung der Hallen hatte.
Alles in Allem lag die Artist-Alley im hinteren Teil von Halle 7 durch die verstopften Gänge im vorderen Bereich ziemlich brach, was die Frequenz der Besucher anging. Oder direkt gesagt: zeitweise herrschte einfach nur gähnende Leere, Kunden konnte man an einer Hand abzählen.
Zu dieser bereits glorreichen Anssammlung von Pannen gesellt sich noch mein persönliches Highlight. Zeitgleich zur Comic Con in den Westfalenhallen fand am Samstag Nachmittag das Bundesligaspiel Borussia Dortmund – SV Werder Bremen im gegenüberliegenden Signal Iduna Park statt und endete kurz vor Schluss des Con-Tages. Das führte (wie schon im Jahr zuvor) zum schönsten Verkehrschaos, das ich jemals die Freude hatte zu erleben.
Als die Aussteller am Samstag Abend nach Ende der Con in den wohlverdienten Feierabend starten wollten, sahen sie sich mit gesperrten Ausfahrten konfrontiert. Nur eine Schranke war Anfangs geöffnet, doch diese führte auf eine völlig überfüllte Straße, so dass hier zunächst kein Vorankommen möglich war. Viele Dutzend Autos reihten sich ein und standen wohl teilweise deutlich über eine Stunde auf dem Parkplatz im Stau.
Weitere zwei Tore, die es ermöglicht hätten die Ausfahrt Süd oder Nord zu nehmen, waren aus unerfindlichen Gründen verschlossen. So vertrieben wir uns zunächst die Zeit mit einer halbstündigen Schnitzeljagt, um eine Person zu finden die diese Tore öffnen konnte. Was wir jedoch in erster Linie fanden, waren viele Personen, die weder zuständig waren, noch bei der Frage weiterhelfen konnten, wer denn zuständig wäre und teilweise auf unsere freundliche Frage unhöflich und absolut unangemessen reagierten. Und nein, man braucht sich nicht zu wundern, dass Händler es nach einem langen anstrengenden Tag alles andere als witzig finden, auf dem Parkplatz stundenlang im Stau zu stehen. Dies mit einem abfälligen „ach die Händler maulen schon wieder rum“ zu kommentieren, ist für einen Helfer in einer höheren Position bestenfalls peinlich.
Bis wir schließlich jemanden fanden, der für das Öffnen der Tore zuständig war, hatte man diese jedoch bereits geöffnet und bei Rückkehr auf den Parkplatz bot sich uns ein vertrautes Bild: Stau. Nun auch in die andere Richtung, in welche der Verkehr zuvor noch flüssig gelaufen war.
Zum Glück kannte sich der Autofahrer der nun vor uns in der Schlange stand auf dem Parkplatz aus, winkte uns hinaus und zeigte uns wie wir zwischen den Hallen hindurch zur Ausfahrt auf der anderen Seite kamen. So konnten wir in etwa 5 Minutn den Parkplatz verlassen und meiner Meinung nach hätte man ein paar Helfer abstellen können, um dieses leidige, stundenlange Chaos zu verhindern.
Fazit:
Nun, was soll ich sagen … ich halte generell nichts davon, eine Con als vollkommenen Fehlschlag abzustempeln, aber in diesem Fall trifft es aus meiner Sicht leider zu.
Man mag der Erstlings-Con eines unerfahrenen Veranstalters noch so manchen Patzer verzeihen. Die Comic Con Europe GmbH jedoch hat inzwischen Conventions in verschiedenen deutschen Städten (und auch außerhalb Deutschlands) organisiert und sollte es meiner Meinung nach besser hinbekommen. Die Planung hatte viele Schwächen und ein paar offensichtliche Fehler.
Persönlich kann ich diese Con, sofern das Konzept nicht überarbeitet und die Planung signifikant verbessert wird, leider niemandem empfehlen – egal ob als Künstler oder Besucher.